Harz mit Russen (Borjomi)

Mittwoch, 23. August 2017

Harz mit Russen (Borjomi)

Borjomi erinnert mich an Thale im Harz. Der Baustil; der Kurpark; die Seilbahn an der Stelle, an der das Tal enger wird; die umliegenden Nadelwald-Berge: Wie im Harz. Nur mit mehr Russen. Und niedrigeren Preisen. Zumindest, wenn man nicht da isst und übernachtet, wo es die Russen machen.

So richtig schön ist der ach so bekannte Kurort Borjomi nicht. Es ist nach Batumi der zweite Ort der Reise, der uns ein bisschen enttäuscht. Und es ist der zweite Ort der Reise, an dem es viele Russen gibt. Gibt es da einen Zusammenhang? Machen Russen nur da Urlaub, wo es hässlich ist? Oder sind die Orte hässlich, weil da so viele Russen sind? Oder machen sich die Orte absichtlich hässlich, damit mehr Russen kommen? Wir brainstormen verschiedene Orte auf der Welt, wo viele Russen Urlaub machen – Zillertal, Gröden, Keszthely am Balaton. Und in der Tat: Da ist es meist hässlicher als in den umliegenden Tälern und Städten. Seit die Filetstücke der Sowjetunion – Baltikum, Ukraine, Georgien – unabhängig sind, haben die Russen nur noch Moskau, St. Petersburg und Sibirien. Im Vergleich zu Sibirien ist Borjomi natürlich schön und abwechslungsreich. Und Batumi auch. Also nichts wie hin, Glitzerkitsch anbringen, übertrieben große und teure Hotels bauen, zahlreiche Bretterbuden aufstellen, an denen schon kleine Kinder schießen lernen können (und sei es nur, um ein Plüschtier zu gewinnen), und fertig ist das russische Urlaubsparadies. Uns Deutsche hingegen kann man mit „lovely parks“ voller Plastikmüll und stinkender Autos nicht so einfach begeistern, mit Plastikspielzeug-Verkaufsbuden an der Promenade auch nicht und mit den hochnäsigen arabischen und russischen Touristen, die sich überall durchdrängeln müssen, sowieso nicht. Mag auch die halbe Sowjetunion hierher in den Kleinen Kaukasus gekommen sein, um ihre Magenprobleme zu kurieren – mir gefällt es im Großen Kaukasus deutlich besser. Und im Harz eigentlich auch.