Donnerstag, 31. August 2017

(Gepäck) aufgeben in Baku

„Wenn auf den Schließfächern draufsteht, dass sie kaputt sind, dann sind sie kaputt.“ „Vielleicht könnt ihr das Gepäck in der Shopping Mall abgeben.“ „Nein, hier in der Shopping Mall kann man kein Gepäck lagern.“ „Ja, es gibt hier in der Nähe ein Hotel. Aber das ist außer Betrieb.“
Da rotzen sie einen nagelneuen, vor Marmor glänzenden Bahnhof in die Stadt. Aber die Toiletten sind versifft und sämtliche Schließfächer kaputt. Niemand kann oder will uns weiterhelfen, die meisten sprechen eh nur Russisch. Willkommen in Aserbaidschan.

Als wir schon Pläne schmieden, die Stadt abwechselnd zu besichtigen, während einer immer beim Gepäck bleibt, zeigt ein Securitymensch – von denen gibt es hier deutlich mehr als Fahrgäste – ein Erbarmen und winkt uns ihm nach. Wir erwarten, dass wir das Gepäck in der Polizeistation lagern dürfen. Aber nichts da, er führt uns in eine Bar. „Station Express“ heißt die gute Stube, geschmückt ist sie mit denselben japanischen Zügen, mit denen schon die Bettwäsche im Nachtzug geschmückt war. Klimatisiert ist sie leider nicht. Unser Securitymann und der Barkeeper kennen sich, hinter dem Tresen ist jede Menge Platz für unsere zwei Rücksäcke, der Barkeeper hilft beim Verstauen. Voll lieb. So schaut Gastfreundschaft aus. Arnika überreicht den beiden zum Dank ein kleines Geschenk aus der Heimat, ich überlege, aus Dankbarkeit gleich hier einen Kaffee zu bestellen. Dann wendet sich das Blatt: Der Barkepper fragt „could you pay in advance?“

A-ha, nichts das gastfreundliche Geste à la Armenien, er will Geld dafür, dass wir die Rucksäcke bis heute Abend hier lassen können. Ist ja auch ok, für ein funktionierendes Schließfach hätten wir auch etwas bezahlt. Ein U-Bahnticket kostet 0,2 Manat, die Toilette im Bahnhof kostet 0,3 Manat, da wird die Gepäckaufbewahrung wohl auch nicht so viel kosten.

Er verlangt 20 Manat! Das ist ungefähr so viel Geld, wie wir beide (!) für die Nachtzugfahrt von Baku nach Astara zahlen. Es sind zwar „nur“ umgerechnet 10 Euro, aber für aserbaidschanische Verhältnisse ist das ein halbes Vermögen. Dass sich Barkeeper und Wachmann jetzt schön teilen können… So sieht Abzocke aus. So sieht Korruption aus. Und wir können nichts anders machen, als uns dafür bedanken, sonst sehen wir unsere Rucksäcke vielleicht nie wieder. Einen schriftlichen Beleg dafür, dass wir sie in der Bar abgegeben haben, gibt es nämlich logischerweise nicht. Arschlöcher. Willkommen in Aserbaidschan…



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